Wo eine Frau ist, da ist auch eine Katze nicht weit:
Was ist es, das mein Haus begehrt?
Ein Weib, das die Vernunft belehrt,
Dann: unter meinen Büchern eine Katze,
Und daß ein Freund mich jederzeit beehrt,
Denn ohne sie ist mir das Leben gar nichts wert.
Guillaume Appollinaire
Der Kopf zum schönen Wuchse paßt,
Ein kräft'ger Hals trägt seine Last,
Das Näschen schwarz wie Ebenholz,
Das kleine Schnäuzchen löwenstolz;
Darum herum wächst fein und zart
Sehr vornehm silbern ihm der Bart;
Um es dir kurz zu sagen denn:
Von Kopf bis Fuß ein Gentleman.
Joachim du Bellay
Ein weißes Kätzchen voller Schliche
ging heimlich, Weil es gerne schleckt,
des Abends in die Nachbarküche,
wo man es leider bald entdeckt.
Mit Besen und mit Feuerzangen
gejagt in alle Ecken ward's.
Es fuhr zuletzt voll Todesbangen
zum Schlot hinaus und wurde schwarz.
Ja, siehst du wohl, mein liebes Herze?
Wer schlecken will, was ihm gefällt,
der kommt nicht ohne Schmutz und Schwärze
hinaus aus dieser bösen Welt.
Wilhelm Busch
Maikaterlied
Maikaterlied singt die ganze Nacht:
Der Frühling ist erwacht, erwacht,
Der Frühling ist erwacht!
Gleich einem Reif trägt er den Schwanz;
Wärn Blätter dran, so wärs ein Kranz;
Er flötet:
Oh holde Mimamausamai,
Wer dich zu lieben wagt, der sei
Getötet!
Ich ganz alli-alla-allein,
Nur ich darf dein Geschpusi sein,
Bis dass es morgenrötet.
Im Mai sind alle Blätter grün,
Im Mai sind alle Kater kühn
Und alle Jüngelinge.
Und wer ein Herz hat, fasst sich eins,
Und wer sich keins fasst, hat auch keins;
Singe, mein Kater, singe!
Otto Julius Bierbaum
(Pseudonym Martin Möbius)
Meine Katze
Hier ist mein Geständnis in einem Satze:
Ich habe zu Hause eine kleine Katze!
Sie schnurrt und schmeichelt zu allen Zeiten
Und wartet ergeben auf Zärtlichkeiten.
Nur geht sie leider auf eig'ne Faust
Zu Nachbarsleuten und stiehlt und maust.
Die Wurst, das Fleisch - darin ist sie eigen -
Schleppt sie ins Haus, um stolz es zu zeigen.
Ob Brötchen, Gemüse, Sardinen, Salat,
Ob Hering, Zitronen, Geflügel, Spinat,
Ob Soleier, Fische, ob Käse, ob Speck,
Das maust sie dem Nachbarn vom Küchentisch weg.
Ich bete, daß nie ein Bestohl'ner aus Wut
Dem Kätzchen etwas zuleide tut,
Denn davon leben wir königlich:
Meine Frau, die Kinder, die Katze - und ich.
Peter Frankenfeld
Katzen kann man alles sagen
Auf der Treppe saß ein Mädchen,
ein graues Kätzchen auf dem Schoß.
»Dreimal drei ist zwölfundzwanzig«,
flüsterte es ihm ins Ohr.
»Aber ja nicht weitersagen!«
Ernst sah es das Kätzchen an.
Keine Sorge! dacht ich,
als ich's im Vorübergeh‘n vernahm.
Katzen kann man alles sagen.
Was man auch zu ihnen spricht,
sie verraten kein Geheimnis.
Katzen machen so was nicht!
Josef Guggenmos
Kein zweites Tier wird so geliebt;
Wo längst verschwunden Ratz und Maus,
Hält Pietät die Katz im Haus.
Und alle Welt umschmeichelt sie
Und füttert sie und streichelt sie.
Eugen Roth
Zum Fressen geboren, zum Kraulen bestellt
in Schlummer verloren gefällt mir die Welt.
Ich schnurr' auf dem Schoße, ich ruhe im Bett
in lieblicher Pose, ob schlank oder fett.
So gelte ich allen als göttliches Tier, sie stammeln und lallen und huldigen mir, liebkosen mir glücklich den Bauch, Öhrchen und Tatz –
ich wählte es wieder, das Leben der Katz.
Johann Wolfgang von Goethe
Versonnen
Versonnen nehmen sie die
edlen Haltungen
der großen Sphinxe ein,
die ausgestreckt
in tiefen Einsamkeiten ruhen
und zu entschlummern
scheinen
in endlosem Traum
Charles Baudelaire
Für eine Katze bedeutet Treue nicht, immer dazu bleiben, sondern immer wiederzukommen. (Klara Löwenstein)