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Wo eine Frau ist, da ist auch eine Katze nicht weit:
Was ist es, das mein Haus begehrt?
Ein Weib, das die Vernunft belehrt,
Dann: unter meinen Büchern eine Katze,
Und daß ein Freund mich jederzeit beehrt,
Denn ohne sie ist mir das Leben gar nichts wert.

Guillaume Appollinaire

Der Kopf zum schönen Wuchse paßt,
Ein kräft'ger Hals trägt seine Last, 
Das Näschen schwarz wie Ebenholz,
Das kleine Schnäuzchen löwenstolz;
Darum herum wächst fein und zart
Sehr vornehm silbern ihm der Bart;
Um es dir kurz zu sagen denn:
Von Kopf bis Fuß ein Gentleman.

Joachim du Bellay


Ein weißes Kätzchen voller Schliche
ging heimlich, Weil es gerne schleckt,
des Abends in die Nachbarküche,
wo man es leider bald entdeckt.

Mit Besen und mit Feuerzangen
gejagt in alle Ecken ward's.
Es fuhr zuletzt voll Todesbangen
zum Schlot hinaus und wurde schwarz.

Ja, siehst du wohl, mein liebes Herze?
Wer schlecken will, was ihm gefällt,
der kommt nicht ohne Schmutz und Schwärze
hinaus aus dieser bösen Welt.

Wilhelm Busch

Die philosophische Katze

Die Dichterkatze, würdig und betagt, 
Wie sie dem Dichter wohl behagt, 
Sucht sich immer stille Plätze, 
Um auszuruhn von der Hetze 
Und in solcher Einsamkeit 
Zu sinnen über Freud und Leid. 
Ich weiß nicht: Woher hat sie das nur? 
Vielleicht war es ja die Natur, 
Die zum Denker sie gemacht - 
Sonst hat's ihr Herr ihr wohl beigebracht. 

William Cowper
 

 
Katze in der leeren Wohnung

Sterben – das tut man einer Katze nicht an,
Denn was soll die Katze
in einer leeren Wohnung.
An den Wänden hoch,
sich an Möbeln reiben.
Nichts scheint sich hier verändert zu haben,
und doch ist alles anders.
Nichts verstellt, so scheint es,
und doch alles verschoben.
Am Abend brennt die Lampe nicht mehr.

Auf der Treppe sind Schritte zu hören,
aber nicht die.
Die Hand, die den Fisch auf den Teller legt,
ist auch nicht die, die es früher tat.

Hier beginnt etwas nicht
zur gewohnten Zeit.
Etwas findet nicht statt,
wie es sich gehört hätte.
Jemand war hier und war,
dann verschwand er plötzlich
und ist beharrlich nicht da.

Alle Schränke durchforscht.
Alle Regale durchlaufen.
Unter Teppichen geprüft.
Trotz des Verbots
die Papiere durchstöbert.
Was bleibt da noch zu tun.
Schlafen und warten.

Komme er nur,
zeige er sich.
Er wird´s schon erfahren.
Einer Katze tut man sowas nicht an.
Sie wird ihm entgegenstolzieren,
so, als wollte sie´s nicht,
sehr langsam,
auf äußerst beleidigten Pfoten.
Noch ohne Sprung, ohne Miau.

Wislawa Szymborska

(übersetzt von Karl Dedecius)
Die Maus

Es wollte eine kleine Maus
- im Keller wohnhaft - hoch hinaus;
und eines Nachts, auf leisen Hufen,
erklomm sie achtundneunzig Stufen
und landete mit Weh und Ach
ganz oben, dicht unter dem Dach.
Dort wartete bereits auf sie
die Katze, namens Doremi.

Kaum, dass das Mäuslein nicht mehr lebte,
geschah's, dass eine Fledermaus
ein paar mal um die Katze schwebte,
zur Luke flog und dann hinaus.
Da faltete die Katz', die dreiste,
die Pfoten und sprach: "Ei, wie süss!
Da fliegt die Maus, die ich verspeiste,
als Engelein ins Paradies

Heinz Erhardt
 
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Damit öffnete Meister Abraham die Türe, 
und auf der Strohmatte zusammengekrümmt,
schlafend, lag ein Kater, der wirklich in seiner Art ein Wunder von Schönheit zu nennen...

"Murr! Murr!", rief Meister Abraham,
"Krr - Krr", erwiderte der Kater sehr vernehmlich ,
dehnte, erhob sich, macht den außerordentlichsten
Katzenbuckel
und öffnete ein Paar grasgrüne Augen, 
aus denen Verstand in funkelndem Feure hervorblitzte."

E.T.A. Hoffmann, Lebensansichten des Katers Murr, 1776 - 1822
 

"Aber alles geschieht heute von einer anderen Seite, sie waren in einen kleinen, winkligen Hof geraten 

voll Gerümpel und alter Tonnen,
die Fenster im Hause waren  fest verchlossen ,
nur die Wetterfahne drehte sich
manachmal knatternd auf dem Dach, 

eine Katze unten funkelte sie mit ihren grünfeurigen Augen an
und wand sich mit geborgenen Buckel spinnend um ihre Stiefel..."

Joseph von Eichendorf
 

Maikaterlied

Maikaterlied singt die ganze Nacht:
Der Frühling ist erwacht, erwacht,
Der Frühling ist erwacht!
Gleich einem Reif trägt er den Schwanz;
Wärn Blätter dran, so wärs ein Kranz;
Er flötet:
Oh holde Mimamausamai,
Wer dich zu lieben wagt, der sei
Getötet!
Ich ganz alli-alla-allein,
Nur ich darf dein Geschpusi sein,
Bis dass es morgenrötet.
Im Mai sind alle Blätter grün,
Im Mai sind alle Kater kühn
Und alle Jüngelinge.
Und wer ein Herz hat, fasst sich eins,
Und wer sich keins fasst, hat auch keins;
Singe, mein Kater, singe!

Otto Julius Bierbaum
(Pseudonym Martin Möbius)


Meine Katze

Hier ist mein Geständnis in einem Satze:
Ich habe zu Hause eine kleine Katze!
Sie schnurrt und schmeichelt zu allen Zeiten
Und wartet ergeben auf Zärtlichkeiten.

Nur geht sie leider auf eig'ne Faust
Zu Nachbarsleuten und stiehlt und maust.
Die Wurst, das Fleisch - darin ist sie eigen -
Schleppt sie ins Haus, um stolz es zu zeigen.

Ob Brötchen, Gemüse, Sardinen, Salat,
Ob Hering, Zitronen, Geflügel, Spinat,
Ob Soleier, Fische, ob Käse, ob Speck,
Das maust sie dem Nachbarn vom Küchentisch weg.

Ich bete, daß nie ein Bestohl'ner aus Wut
Dem Kätzchen etwas zuleide tut,
Denn davon leben wir königlich:
Meine Frau, die Kinder, die Katze - und ich.

Peter Frankenfeld

Katzen kann man alles sagen

Auf der Treppe saß ein Mädchen,
ein graues Kätzchen auf dem Schoß.
»Dreimal drei ist zwölfundzwanzig«,
flüsterte es ihm ins Ohr.
»Aber ja nicht weitersagen!«
Ernst sah es das Kätzchen an.
Keine Sorge! dacht ich,
als ich's im Vorübergeh‘n vernahm.
Katzen kann man alles sagen.
Was man auch zu ihnen spricht,
sie verraten kein Geheimnis.
Katzen machen so was nicht!

Josef Guggenmos


Kein zweites Tier wird so geliebt;
Wo längst verschwunden Ratz und Maus, 
Hält Pietät die Katz im Haus.
Und alle Welt umschmeichelt sie
Und füttert sie und streichelt sie.

Eugen Roth

Zum Fressen geboren, zum Kraulen bestellt
in Schlummer verloren gefällt mir die Welt.
Ich schnurr' auf dem Schoße, ich ruhe im Bett
in lieblicher Pose, ob schlank oder fett.

So gelte ich allen als göttliches Tier, sie stammeln und lallen und huldigen mir, liebkosen mir glücklich den Bauch, Öhrchen und Tatz –
ich wählte es wieder, das Leben der Katz.

Johann Wolfgang von Goethe


Ganz unberührt von Lob und Tadel, 
Setzt sie sich durch als alter Adel,
man muß sie nehmen wie sie ist,
Und ihr noch danken, wenn sie frißt.

Eugen Roth
 

Versonnen
  
Versonnen nehmen sie die
edlen Haltungen
der großen Sphinxe ein,
die ausgestreckt
in tiefen Einsamkeiten ruhen
und zu entschlummern
scheinen
in endlosem Traum

Charles Baudelaire 


 

Für eine Katze bedeutet Treue nicht, immer dazu bleiben, sondern immer wiederzukommen. (Klara Löwenstein)

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