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Die Katzen und der Hausherr

Murner, eine Cyper-Katze
Gab unlängst den Gülde-Schmauß,
Und ersahe sich zum Platze,
Eines Bürgers Wohnung aus.
     Mensch und Thiere schliefen feste
Selbst der Hauß-Prophete schwieg,
Als ein Schwarm geschwäntzter Gäste
Von den nächsten Dächern stieg.
     Murner kömmt, sie zu begrüssen
Führt sie drauf in einen Saal,
Und setzt jeden auf ein Küssen
Von dem feinsten Katzen-Zahl.
     Sechzig feiste Mäuse-Zimmel
Machten die Versammlung satt,
Ob gespickt? das weiß der Himmel,
Jeder giebt, so gut ers hat.
     Von der Mahlzeit giengs zum Tantze,
Wo der Wirth sich hören ließ,
Und auf einem Ratten-Schwantze,
Manch verliebtes Stückgen bließ.
     Hintz, des ersten Schwieger-Vater,
Sang darein erbärmlich schön,
Und zween abgelebte Kater,
Quälten sich, ihm beyzustehn.
     Jetzo tantzen alle Katzen,
Poltern, lermen, daß es kracht,
Zischen, heulen, sprudeln, kratzen,
Bis der Herr im Haus erwacht.
     Dieser springt mit einem Stecken,
In den finstern Saal hinein,
Schlägt um sich, sie zu erschrecken,
Schmeisset einen Spiegel ein.
     Stolpert über einge Späne,
Stürtzt im Fallen auf die Uhr,
Und zerbricht zwo Reihen Zähne,
Blinder Eyfer schadet nur.

Magnus Gottfried Lichtwer

Katzenfabel 

Schniebel Schnabel 
Katzenfabel 
Wilde Jahre 
Schnurrbarthaare 
Liebesnächte 
Mondgefechte 
Scharfe Krallen 
Wohlgefallen 
Knurren 
fauchen 
schleichen 
krauchen 
Schnurren 
murren 
maunzen 
schlecken 
Springen 
kriechen 
sich verstecken 
Schnuppern 
riechen 
Buckel schlagen 
Schlummern 
wittern 
Mäuse jagen 

Dieses ist 
die Katzenweise 
und 
vor allem 

leise 

leise 

Max Kruse


Spiritus familiaris

Eine schwarze Katze kauert vor meiner Tür,
Eine kleine, schwarze, kurzgeschorene Katze;
Ich komme nach Hause, und mit einem Satze,
Wie ich aufschließe, springt sie herein zu mir.

Was will die kleine, schwarze Katze bei mir?
Wär es ein Hündchen, ich wüßte es zu verstehen;
Ein Frauenhündchen, ich weiß damit umzugehen.
Die Katze ist mir ein völlig fremdes Tier.

Sie ist die Seele von meinem Spiritus
Familiaris. Er hat sich umgebrungen.
Die schwarze Katze kommt zu mir hereingesprungen,
Weil sie doch irgendwo übernachten muß.

Frank Wedekind

Katze, meine schöne Katze,
Konntest du mich so verletzen,
Wie mit grimmer Tigertatze
Mir das arme Herz zerfetzen!

Heinrich Heine


Begünstigte Tiere

Vier Tieren auch verheißen war,
Ins Paradies zu kommen;
Dort leben sie das ew'ge Jahr
Mit Heiligen und Frommen.
Den Vortritt hier ein Esel hat,
Er kommt mit muntem Schritten:
Denn Jesus zur Propheten-Stadt
Auf ihm ist eingeritten.
Halb schüchtern kommt ein Wolf sodann,
Dem Mahomet befohlen:
Laß dieses Schaf dem armen Mann,
Dem Reichen magst du's holen.
Nun, immer wedelnd, munter, brav,
Mit seinem Herrn, dem braven,
Das Hündlein, das den Siebenschlaf
So treulich mit geschlafen.
Abuherriras Katze hier
Knurrt um den Herrn und schmeichelt:
Denn immer ist's ein heilig Tier,
Das der Prophet gestreichelt.

Johann Wolfgang von Goethe

Erinnerung

Dem Einen die Perle, dem Andern die Truhe,
O Wilhelm Wisetzki, du starbest so fruhe –
Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Der Balken brach, worauf er geklommen,
Da ist er im Wasser umgekommen –
Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Wir folgten der Leiche, dem lieblichen Knaben,
Sie haben ihn unter Maiblumen begraben, –
Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Bist klug gewesen, du bist entronnen
Den Stürmen, hast früh ein Obdach gewonnen –
Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Bist früh entronnen, bist klug gewesen,
Noch eh’ du erkranktest, bist du genesen –
Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Seit langen Jahren, wie oft, o Kleiner,
Mit Neid und Wehmuth gedenk’ ich deiner –
Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Heinrich Heine


Die Katzen

Die toll Verliebten und die strengen Weisen
Verehren, wenn die Kraft und Jugend schmolz,
Die Katzen sanft und stark, des Hauses Stolz,
Die fröstelnd, so wie sie, den Herd umkreisen.

Die, so wie sie, Weisheit und Sinnenglut
Und Dunkel lieben, Nacht von Grau'n durchflossen,
Die sich der Orkus hätt' erwählt zu Rossen,
Stünd' seinem Dienst zu Kauf ihr stolzes Blut.

Sie gleichen Statuen, wenn sie sinnend kauern,
Den großen Sphinxen in der Wüste Schauern,
Die ewig dämmern an des Traumes Rand.

Aus ihren Lenden magische Funken sprühen,
Und wie besternt von feinem goldnen Sand
Scheint ihres rätselvollen Auges Glühen.
 
Charles Baudelaire

Wenn im Tal und auf den Bergen
mitternächtig heult der Sturm,
klettert über First und Schornstein
Hidigeigei auf zum Turm.

Einem Geist gleich steht er oben,
schöner, als er jemals war.
Feuer sprühen seine Augen,
Feuer sein gesträubtes Haar.

Und er singt in wilden Weisen,
singt ein altes Katerschlachtlied,
das wie fern Gewitterrollen
durch die sturmumbrauste Nacht zieht.

Nimmer hören ihn die Menschen,
jeder schläft in seinem Haus,
aber tief im Kellerloche
hört erblassend ihn die Maus.

Und sie kennt des Alten Stimme,
und sie zittert, und sie weiß:
Fürchterlich in seinem Grimme
ist der Katerheldengreis.

Joseph Victor von Scheffel
 

Die Katze

Komm an mein liebreiches Herz, schöne Katze,
Verbirg die Klauen der Tatze
Wenn mein Auge naht
Dem Deinen gemischt aus Metall und Achat!

Wenn meine Finger mit Muße schmeicheln
Dem biegsamen Kopf und Rücken
Und bebt meine Hand im Entzücken
Den funkenstiebenden Körper zu streicheln,

Dann seh ich im Geist eine Frau: ihr Blick
Gleicht Deinem, freundliches Tier,
Trifft wie ein Pfeil und ist tief und hell.

Es schwimmt vom Fuß zum Genick
Ein feiner gefährlicher Odem Dir
Rings um das braune Fell.
 
Charles Baudelaire

O die Menschen tun uns unrecht,
und den Dank such' ich vergebens,
sie verkennen ganz die feinern
Seiten unsres Katzenlebens.

Und wenn einer schwer und schwankend
niederfällt in seiner Kammer,
und ihn morgens Kopfweh quälet,
nennt er's einen Katzenjammer.

Katzenjammer, o Injurie!
Wir miauen zart im stillen,
nur die Menschen hör' ich oftmals
graunhaft durch die Straßen brüllen.

Ja, sie tun uns bitter unrecht,
und was Weiß ihr rohes Herze
von dem Wahren, tiefen, schweren,
ungeheuren Katzenschmerze?

Joseph Victor von Scheffel


Hund und Katze

Miezel, eine schlaue Katze,
Molly, ein begabter Hund,
Wohnhaft an demselben Platze,
Haßten sich aus Herzensgrund.

Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
Bei gesträubter Haarfrisur,
Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
Ist von Liebe keine Spur.

Doch wenn Miezel in dem Baume,
Wo sie meistens hin entwich,
Friedlich dasitzt wie im Traume,
Dann ist Molly außer sich.

Beide lebten in der Scheune,
Die gefüllt mit frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.

Einst zur Jagd ging Miezel wieder
Auf das Feld. Da geht es bumm.
Der Herr Förster schoß sie nieder.
Ihre Lebenszeit ist um.

Oh, wie jämmerlich miauen
Die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
Und ihr Herz geht aus dem Leim.

Und sie trägt sie kurz entschlossen
Zu der eignen Lagerstatt,
Wo sie nunmehr fünf Genossen
An der Brust zu Gaste hat.

Mensch mit traurigem Gesichte,
Sprich nicht nur von Leid und Streit.
Selbst in Brehms Naturgeschichte
Findet sich Barmherzigkeit.

Wilhelm Busch

Katzentanz

Am Sonntag, 
da gehen die Kätzchen 
auf ihren Tätzchen 
zum Tanz 
und tragen 
dabei eine 
kleine, 
eine 
außergewöhnlich 
feine 
Sonntagsschleife 
am Schwanz.

Sie tanzen 
behutsam 
und leise 
und halten 
einander umfaßt. 
So hüpfen sie 
zierlich im Kreise 
auf ganz 
besondere Weise, 
so lange, 
wie's ihnen 
paßt -

Doch dann steigt 
über den Dächern 
der Vollmond 
leuchtend empor - 
Da hört man 
die wilden 
Gesänge, 
die markerschütternden 
Klänge 
vom nächtlichen 
Katzenchor ...

Ilona Bodden


Spatz und Katze

"Wo wirst du denn den Winter bleiben?"
sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
"Hier und dorten, allerorten",
sprach gleich wieder das Spätzchen.
"Wo wirst du denn zu Mittag essen?"
sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
"Auf den Tennen mit den Hennen",
sprach gleich wieder das Spätzchen.
"Wo wirst du denn die Nachtruh' halten?"
sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
"Lass dein Fragen, will's nicht sagen",
sprach gleich wieder das Spätzchen.
"Ei, sag's mir doch, du liebes Spätzchen",
sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
"Willst mich holen - Gott befohlen!"
sprach gleich wieder das Spätzchen.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
 

Oh, so gelassen und Schön

Katze, stolze Gefangene,
Lange kamst du nicht mehr.
Nun, über dämmerverhangene
Tische zögerst du her,

Mahnst mich zu neuem Besinnen,
Du so gelassen und schön!
Leise schon hör ich dich spinnen
Heimliches Orgelgetön.

Feierabendbote,
Feindlich dem emsigen Stift,
Legst mir die Vorderpfote
Leicht auf begonnene Schrift,
 
Lautlos geht eine Türe,
Alles wird ungewohnt,
Wenn ich die Stirn dir berühre,
Fühl ich auf einmal den Mond.

Woran denkst du nun? An dein Heute?
Was du verfehlt und erreicht?
An dein Spiel? Deine Jagd? Deine Beute?
Oder träumst du vielleicht,

Frei von versuchenden Schemen
Grausamer Gegenwart,
Milde teilzunehmen
An der menschlichen Art,

Selig in großem Verzichte
Welten entgegen zu gehn,
Wandelnd in einem Lichte,
Das wir beide nicht sehn?

Hans Carossa


 

Für eine Katze bedeutet Treue nicht, immer dazu bleiben, sondern immer wiederzukommen. (Klara Löwenstein)

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