Kind und Kätzchen
Kind. Kätzchen, du mußt nicht kratzen,
mach nicht so scharfe Tatzen,
gib mir ein Pfötchen sanft und weich,
Katze. Kindchen, ja, das tue ich gleich;
aber ich will dir auch was sagen:
mußt mich nicht erst zupfen und schlagen.
Zupfte das Kind nun auch einmal,
machte dem armen Kätzchen Qual;
tat nun das Kratzen auch nicht gut,
kam wohl gar noch ein Tröpfchen Blut;
wars doch von beiden nicht bös gemeint,
blieben auch fernerhin gut Freund.
Wilhelm Hey
Hund und Katze
Ei, was bellst du denn, Packan,
so gewaltig zum Baum hinan?
Sitzt wohl Miezchen da oben still
und nicht herunterkommen will.
Nun, ich kann es ihr nicht verdenken;
möchtest ihr doch nichts Gutes schenken.
Miezchen saß lange dort auf dem Baum,
als schlief sie und hätte einen schönen Traum.
Packan der wollte nicht länger warten
und lief verdrießlich aus dem Garten.
Da wachte geschwind das Miezchen auf
und eilte davon mit schnellem Lauf.
Wilhelm Hey
Kätzchen
Kätzchen, nun müßt ihr auch Namen haben,
jedes nach seiner Kunst und Gaben:
Sammetfell heiß ich dich,
jenes dort Leiseschlich,
dieses da Fangemaus,
aber dich Töpfchenaus.
Und sie wurden gar schön und groß.
Sammetfell saß gern auf dem Schoß,
unter das Dach stieg Fangemaus,
Leiseschlich lief in die Scheuer hinaus,
Töpfchenaus sucht in der Küche sein Brot,
machte der Köchin viele Not.
Wilhelm Hey
Rätselvolle Katze
In meinem Hirn, als wär's ihr eigner Raum,
Schleicht auf und nieder auf der weichen Tatze
Geschmeidig sanft die schöne, stolze Katze.
Und ihrer Stimme Tun vernimmt man kaum,
So zart und heimlich ist ihr leis Miauen.
Und ob sie zärtlich, ob sie grollend rief,
Stets ist der Klang verhalten, reich und tief
Und Zauber weckend und geheimes Grauen.
Die Stimme, die schwere Perlen sank
In meines Wesens dunkle Gründe nieder,
Erfüllt mich wie der Klang der alten Lieder,
Berauscht mich wie ein heißer Liebestrank.
Sie schläfert ein die grausamsten Verbrechen,
Verzückung ruht in ihr. Kein Wort tut not,
Doch alle Töne stehn ihr zu Gebot
Und alle Sprachen, die die Menschen sprechen.
Auf meiner Seele Saitenspiel ließ nie
Ein andrer Bogen so voll Glut und Leben
Die feinsten Saiten schwingen und erbeben,
Kein anderer so königlich wie sie,
Wie deine Stimme, rätselvolles Wesen,
Seltsame Katze, engelsgleiches Tier,
Denn alles, Welt und Himmel, ruht in ihr,
Voll Harmonie, holdselig und erlesen.
Charles Baudelaire
Hüt' dich, mein Freund, vor grimmen Teufelsfratzen, doch schlimmer sind die sanften Engelsfrätzchen.
Ein solches bot mir einst ein süßes Schmätzchen, doch wie ich kam, da fühlt' ich scharfe Tatzen.
Hüt' dich, mein Freund, vor schwarzen alten
Katzen, doch schlimmer sind die weißen jungen Kätzchen; ein solches macht' ich einst zu meinem Schätzchen, doch tät mein Schätzchen mir das Herz zerkratzen.
O süßes Frätzchen, Wundersüßes Mädchen!
Wie konnte mich dein klares Äuglein täuschen? Wie konnt' dein Pfötchen mir das Herz zerfleischen?
O meines Kätzchens wunderzartes Pfötchen!
Könnt' ich dich an die glühnden Lippen pressen, und könnt' mein Herz verbluten unterdessen!
Heinrich Heine
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Hüt' dich, mein Freund, vor grimmen Teufelsfratzen, doch schlimmer sind die sanften Engelsfrätzchen.
Ein solches bot mir einst ein süßes Schmätzchen, doch wie ich kam, da fühlt' ich scharfe Tatzen.
Hüt' dich, mein Freund, vor schwarzen alten
Katzen, doch schlimmer sind die weißen jungen Kätzchen; ein solches macht' ich einst zu meinem Schätzchen, doch tät mein Schätzchen mir das Herz zerkratzen.
O süßes Frätzchen, Wundersüßes Mädchen!
Wie konnte mich dein klares Äuglein täuschen? Wie konnt' dein Pfötchen mir das Herz zerfleischen?
O meines Kätzchens wunderzartes Pfötchen!
Könnt' ich dich an die glühnden Lippen pressen, und könnt' mein Herz verbluten unterdessen!
Heinrich Heine
Mimi
Bin kein sittsam Bürgerkätzchen,
Nicht im frommen Stübchen spinn ich.
Auf dem Dach, in freier Luft,
Eine freie Katze bin ich.
Wenn ich sommernächtlich schwärme,
Auf dem Dache, in der Kühle,
Schnurrt und knurrt in mir Musik,
Und ich singe was ich fühle.
Also spricht sie. Aus dem Busen
Wilde Brautgesänge quellen,
Und der Wohllaut lockt herbei
Alle Katerjunggesellen.
Alle Katerjunggesellen,
Schnurrend, knurrend, alle kommen,
Mit Mimi zu musizieren,
Liebelechzend, lustentglommen.
Das sind keine Virtuosen,
Die entweiht jemals für Lohngunst
Die Musik, sie blieben stets
Die Apostel heilger Tonkunst.
Brauchen keine Instrumente,
Sie sind selber Bratsch und Flöte;
Eine Pauke ist ihr Bauch,
Ihre Nasen sind Trompeten.
Sie erheben ihre Stimmen
Zum Konzert gemeinsam jetzo;
Das sind Fugen, wie von Bach
Oder Guido von Arezzo.
Das sind tolle Symphonien,
Wie Capricen von Beethoven
Oder Berlioz, der wird
Schnurrend, knurrend übertroffen.
Wunderbare Macht der Töne!
Zauberklänge sondergleichen!
Sie erschüttern selbst den Himmel,
Und die Sterne dort erbleichen.
Wenn sie hört die Zauberklänge,
Wenn sie hört die Wundertöne,
So verhüllt ihr Angesicht
Mit dem Wolkenflor Selene.
Nur das Lästermaul, die alte
Prima-Donna Philomele
Rümpft die Nase, schnupft und schmäht
Mimis Singen - kalte Seele!
Doch gleichviel! Das musizieret,
Trotz dem Neide der Signora,
Bis am Horizont erscheint
Rosig lächelnd Fee Aurora.
Heinrich Heine
Mauskätzchen
"Mauskätzchen; wo bleibst du?
Mauskätzchen, was treibst du?
In unserem Häuschen
Sind schrecklich viel Mäuschen:
Sie pfeifen und rappeln,
Sie trippeln und trappeln
In Kisten und Schränken,
Auf Tischen und Bänken;
Sie stehlen und naschen
Und will man sie haschen:
Wupp! sind sie fort!"
"Du rufst mich, da bin ich!
Sei still, nun beginn ich
Ein Tänzchen mit allen,
Das soll dir gefallen.
Erst sitz' ich,
Dann schleich' ich,
Dann nah' ich,
Dann weich' ich,
Dann leg' ich mich nieder,
Dann heb' ich mich wieder,
Dann schwing' ich mein Schwänzchen
Und schnurre zum Tänzchen,
Wupp! sind sie da!
Sie tanzen im Kreise
Auf närrische Weise,
Hopp heißa! so munter
Hinauf und herunter.
Dann fass' ich beim Ohr sie,
Dann werf' ich empor sie;
Und fallen sie nieder,
Dann fang' ich sie wieder.
Und will dann die Maus doch
Nun endlich ins Mausloch -
Wupp! beiß' ich sie tot!"
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Katzen
Katzen schlafen
Überall,
Auf jedem Tisch,
Jedem Stuhl,
Auf dem Klavier,
Der Fensterbank,
In der Mitte,
In den Ecken,
In der Schublade,
Im leeren Schuh,
Auf irgendeinem
Warmen Schoß,
Eingezwängt
In einem Pappkarton,
Im Kleiderschrank
Bei deinen Sachen -
Was soll man machen?
Ganz egal,
Katzen schlafen
Überall!
Eleanor Farjeon
Für die Katz
Wenn der Hufschmied den Gaul beschlägt,
wenn sich der Truthahn im Traum bewegt,
wenn die Mutter das Essen aufträgt,
wenn der Großvater Brennholz sägt,
wenn der Wind um die Ecke fegt,
wenn sich im Schober das Liebespaar regt,
wenn das Fräulein die Wäsche legt –
stets meint die Katze, man wollt mit ihr spielen!
Wie der Katze geht's vielen.
Erich Kästner
Für eine Katze bedeutet Treue nicht, immer dazu bleiben, sondern immer wiederzukommen. (Klara Löwenstein)