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Der Hase und die Katze.

Eine Katze und ein älterer Hase
Wanderten einst die gleiche Strasse.
Bald schlossen Freundschaft im grünen Revier
Der Hase und das Katzentier,

Und es beschlossen die wackeren beiden,
Vereint zu tragen der Wanderschaft Leiden.

So sind sie denn an ein Wirtshaus geraten,
Dran hing ein Schild: „Frischer Hasenbraten!“
Kaum hatten die beiden dieses gelesen,

Hui! Ist da der Hase am Laufen gewesen!
Zehn Spannen nahm er mit jedem Satze!
- – – – Aber erst die Katze!

Gustav Hochstetter

Katzenmusik

Draußen unter meinem Fenster
Hör’ ich grausiges Gequick –
Ohrzerreißend, disharmonisch,
Markdurchdringende Musik.

Vater Kater spielt die Geige,
Mutter Katze singt Sopran – –
Wohin doch vereintes Streben
Es im Leben bringen kann! –

erschienen 1852 in Fliegende Blätter
 

Die Hexe

»Liebe Nachbarn, mit Vergunst!
eine Hex' durch Zauberkunst,
kann sich in ein Tier verwandeln,
um die Menschen zu mißhandeln.«

»Eure Katz” ist meine Frau;
ich erkenne sie genau
am Geruch, am Glanz der Augen,
Spinnen, Schnurren, Pfötchensaugen . .«

Der Nachbar und die Nachbarin,
sie riefen: ››Jürgen, nimm sie hin!«
Der Hofhund bellt: ››Wau, wau!«
Die Katze schreit: ››Miau!«

Heinrich Heine

Wenn sie wollte

Aufmerksam die Ohren spitzen
die Augen schlitzig
gespannt -
da! Wespefliegeflugtier
tapsig fangen -
will doch nur spielen!
Geiferspucken weitersehen
langsam und geschmeidig
lautlos glänzend
zufrieden schnurren
und sich in der Sonne räkeln
Gääääääääääähnen putzen dösen
plötzlich wach sein
aufgeschreckt und träge
Fussel-in-der-Luft nachsehen
Liegeplatz wechseln
Mensch beobachten
und reden können
(wenn sie wollte!)

Autor unbekannt


Die Katze und der Mond

Die Katze streifte weit umher, 
Und der Mond drehte sich wie ein Kreisel, 
Und die beste Vertraute des Mondes, 
Die schleichende Katze, blickte empor. 
Die schwarze Minnaloushe starrte an den Mond, 
Denn wo sie auch ging und klagte - 
Das reine, klare Himmelslicht 
Trübte ihr tierisches Blut. 
Minnaloushe läuft durch das Gras 
Und hebt die zierliche Pfote. 
Willst du tanzen, Minnaloushe?

Wenn zwei Vertraute sich begegnen, 
Was ist dann besser als ein Tanz? 
Vielleicht erlernt der Mond, 
Des alten Kreislaufs müde, 
Einen neuen Reigenschritt. 
Minnaloushe kriecht durch das Gras 
Im Mondlicht hin und her; 
Der heil'ge Mond dort über ihr 
Tritt in eine neue Phase ein.

Weiß Minnaloushe, daß ihre Pupillen 
Sich gleichfalls ständig wandeln? 
Daß sie vom Halb- zum Vollmond werden 
Und wieder vom vollen Mond zum halben? 
Minnaloushe schleicht durch das Gras, 
Alleine, würdevoll und weise, 
Und erhebt zum wandelbaren Mond 
Ihre wandelbaren Augen.

William Butler Yeats

Vorbei ist die Zeit, wo der Mensch noch nicht
den Erdball unsicher machte,
wo der Urwald unter dem Vollgewicht
des Mammutsfußtritts erkrachte.

Vergeblich spähst du in unserm Revier
nach dem Löwen, dem Wüstensohne;
es ist zu bedenken: wir leben allhier
in sehr gemäßigter Zone.

In Leben und Dichtung gehört das Feld
nicht dem Großen und Ungemeinen;
und immer schwächlicher wird die Welt,
noch kommen die Kleinsten der Kleinen.

Sind wir Katzen verstummt, so singt die Maus,
dann schnürt auch die ihren Bündel;
zuletzt jubiliert noch in Saus und Braus
das Infusorien-Gesindel.

Joseph Victor von Scheffel


Die Katzen

Sie sind sehr kühl und biegsam, wenn sie schreiten,
Und ihre Leiber fließen sanft entlang.
Wenn sie die blumenhaften Füße breiten,
Schmiegt sich die Erde ihrem runden Gang.

Ihr Blick ist demuthaft und manchmal etwas irr.
Dann spinnen ihre Krallen fremde Fäden,
Aus Haar und Seide schmerzliches Gewirr,
Vor Kellerstufen und zerbrochnen Läden.

Im Abend sind sie groß und ganz entrückt,
Verzauberte auf nächtlich weißen Steinen,
In Schmerz und Wollust sehnsuchtskrank verzückt
Hörst du sie fern durch deine Nächte weinen.

Maria Luise Weissmann

Die Sphinx

In einer Zimmerecke wacht,
schon länger, als ich denken kann,
Die schöne Sphinx und schweigt mich an
im Wechselspiel von Tag und Nacht.

Ganz ungerührt und unbewegt
verharrt die finstere Gestalt.
Der Silbermond, der lässt sie kalt,
selbst Sonnenschein sie nicht erregt.

Der Himmel rötet sich und bleicht,
die Flut des Mondlichts steigt und sinkt.
Der Dämmerung es nicht gelingt
und auch der Nacht nicht, dass sie weicht.

Die Zeit verrinnt, Nacht folgt auf Nacht,
und immer noch die Katze träumt;
Mit sanften Augen , goldgesäumt,
hält sie auf ihrem Teppich Wacht.

Sie ruht , ihr Katzenauge starr,
und zu den spitzen Ohren drängt
Das Nackenhaar, mit gelb gesprengt;
das braune Fell ist seidenzart....

Mein träger Liebling, komm heran,
und leg' den Kopf mir in den Schoß,
Damit ich dir den Nacken kos'
und deinen Samtleib streicheln kann...
 
Oscar Wilde, 
eigentlich Oscar Fingal O'Flahertie Wills


Katzen

Weißes Händchen und weißes Tätzchen,
Und keines von beiden die Krallen zeigt,
Reizendes Weib und reizendes Kätzchen
Necken sich, wenn der Tag sich neigt.

Können weiße Finger auch kratzen?
Rosige Nägel sind spitz! Und sacht
Werden vier scharfe Krallentatzen
Aus weichen Samtpfötchen gemacht.

Wie nur die weißen Pfoten schön heucheln
Können! Doch während sie tückisch schmeicheln,
Wedelt der Teufel schon mit dem Schwanz 
Und im Boudoir sieht man im Dunkeln
Wie von Schwefel und von Phosphorglanz
vier Augen aufeinander funkeln.

Paul Verlaine

Die Katze und ich

Ich sitze da
und möchte mich besinnen,
der Stille guten Tag
und
den vielen Hin- und Hergedanken
lebt wohl sagen
und die Ruhe in mir aufsteigen lassen
wie klare Morgenluft.

Da kommt die Katze
und sieht mich sitzen
mit gekreuzten Beinen ...
setzt sich neben mich,
kreuzt die Pfoten übereinander
und schnurrt.

Manchmal geht ihr etwas durch den Kopf.
Das sieht man an ihrer Schwanzspitze.
Sie atmet ruhig und tief,
das sieht man an ihrem Bauch.
Sie ist hellwach,
kriegt alles mit.

Aber nichts kann sie rühren.
Sie ist einfach nur da
und sonst nichts.
So sitzen wir nebeneinander.
Ich meditiere,
sie medi - tiert.

Frederik Vahle 


 

Für eine Katze bedeutet Treue nicht, immer dazu bleiben, sondern immer wiederzukommen. (Klara Löwenstein)

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