Der Globus und die Katze


Ein Geograph, gelehrt und alt,
Beschaut der Erde Kreisgestalt
Und all’ die Länder mannigfalt
Auf seinem großen Globus.

Wie er im Buch nun nachstudirt,
Genau die Sache controlirt,
Ein Kätzlein mit den Pfoten rührt
Ganz leise an den Globus.

Nun sucht er, was im Buche steht
Auf seinem Globus – aber seht,
Die Erde hat sich umgedreht!
Da staunt der Geographe.

Der Zweifel ist des Denkers Fluch.
Er liest noch einmal nach im Buch,
Ob nicht getäuscht ihn der Versuch –
Und wieder dreht das Kätzlein.

Wie er den Globus wieder schaut,
Der Doctor kaum den Augen traut;
Entsetzt entfährt ein Stammellaut
Dem Mund des Geographen!

Es muß im Buch ein Fehler sein.
„Versteh’ ich denn nicht mehr Latein?“
Noch einmal gräbt er tief hinein
In’s Buch die lange Nase.

Doch sieh! die Katz’ hat wiederum
Gedreht den großen Globus um,
Da wird’s dem weisen Mann zu dumm,
Das Buch entfällt den Händen.

Und weil der dumme Globus nicht
Dem Inhalt seines Buch’s entspricht,
Die Wuth in hellen Flammen bricht
Ihm aus der tiefsten Seele.

In Trümmer schlägt er ohn’ Bedacht
Den Globus, daß der Erdball kracht;
Das Kätzlein aus dem Staub sich macht –
’s ist schade für den Globus! –

So geht es manch’ gelehrtem Mann;
Wenn er von etwas dann und wann
Den Grund sich nicht erklären kann,
Schmeißt Alles er zum Teufel.


von Miris


 

Für eine Katze bedeutet Treue nicht, immer dazu bleiben, sondern immer wiederzukommen. (Klara Löwenstein)

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