Otto Speckters Katzenbuch

Gedichte von
Gustav Falke

Siebente Auflage
31.-35. Tausend

Alfred Janssen


Hamburg 1917


Otto Speckter - 3 v.l.

Otto Speckter 
(* 9. November 1807 
in Hamburg
† 29. April 1871 ebenda) war ein deutscher Zeichner und Radierer

Gustav Falke 
(* 11. Januar 1853 in Lübeck
† 8. Februar 1916 in Hamburg-Groß Borstel) 
war ein deutscher Schriftsteller


Katz und Maus

Mäuschen kommt aus dem Keller heraus,
Möchte die Treppe hinauf, nach oben,
Ob nicht auch da im winkligen Haus
Etwas leckeres aufgehoben.
Überall gibt es ja etwas zu mausen,
Wo Menschen in ihrem Überfluß hausen.

Wäre nur die große Katze nicht,
Könnte sein König vergnügter leben.
Immer ist sie auf Mäuse erpicht,
Und es muß doch auch Mäuse geben.
Aber da predigt man Toren und Tauben,
Die Katzen wollens uns Mäusen nicht glauben.


Mahlzeit

Alle meine Kätzchen liegen warm
Der geduldigen Mama im Arm,
haben sich müde und hungrig getollt,
haben trinken und schlafen gewollt,
Sind alle da mit Mau und Miau.

Frau Katze ist eine gute Frau,
hat sie all in den Arm genommen,
Sie haben zu essen, zu trinken bekommen,
Sie wissen, bei der lieben Mama                                        
Ist immer ein Tröpfchen vom Besten da.


Ausfahrt

Schlitten vorm Haus,
Steig ein, Kleine Maus,
Zwei Kätzchen davor,
So geht’s durchs Tor,
Zwei Kätzchen dahinter,
So geht’s durch den Winter.

Hinein ins Feld,
Wie weiß ist die Welt.
Auf einmal, o weh,
Kleine Maus liegt im Schnee,
Kleine Maus liegt im Graben,
Wer will sie haben ?

Schlitten vorm Haus,
Wo bleibt kleine Maus ?
Die Kätzchen, miau,
Die wissens genau :
Hat nicht still gesessen,
Da haben wir sie gefressen.


Waschen und Putzen

Kätzchen putzt sich den Bart,
Kätzchen putzt sich den Scheitel.
Art läßt nicht von Art,
Schon die Mama war eitel.
Wollte Mama ein wenig spazieren,
Mußt sie sich erst vorm Spiegel frisieren ;
Wollt mit Papa auf Besuch sie gehn,
Putzten die beiden sich von sieben bis zehn.
Kätzchen hats geerbt von beiden,
Kann kein Fleckchen auf sich leiden,
Kann kein Stäubchen auf sich sehn,
Putzt sich, als wollts zu Hofe gehen.

Kinder sind anderer Art,
Geben nicht viel auf Staat,
Keines putzt sich den Bart,
Weil auch keins einen hat.
Haben sie draußen im Sand gelegen,
heut in der Sonne, morgen im Regen,
Ei, sie hätten ein schön Gesicht,
Wär Mama und die Seife nicht.
Scheuert die Schöpfe, scheuert die Ohren,
Die Kleinen sind wie neugeboren,
Sind wie die Kätzchen so blank und rein,
Kriechen ins Bett und schlafen ein.


Katzenmama

Katzenmama hats wirklich schwer
Mit all den lieben Kleinen,
Springen den ganzen Tag kreuz und quer
Auf ihren vier flinken Beinen,
Und machen fürwahr ein Leben im Haus,
Es hielt es niemand darin aus,
Trügen sie nicht so weiche Schuh, –
Da laß sie tollen, 's nimmt keinem die Ruh !


Das kranke Kätzchen

Kätzchen ist krank,
Macht ein traurig Gesicht,
Liegt auf der Bank
Und rührt sich nicht.

Miau ? Ich versteh,
Die Maus war zu fett.
Magenweh !
Dann mußt du ins Bett.

Püppchen, hör,
Kätzchen geht’s schlecht,
Nicht wahr, ein Malör ?
Doch wir kriegens zurecht.

Wir legens, su su,
In dein Bettchen hinein,
Deckens warm zu
Und wiegen es ein.

Da schläfts eine Stund,
Verdaut seine Maus,
Und springt dann gesund
Zum Bettchen hinaus.


Spielende Kätzchen

Wer möchte nicht ein Kätzchen sein,
hat keine Schule, hat kein Latein,
Braucht nicht zu rechnen, braucht nicht zu lesen,
Ach, die Kätzchen sind glückliche Wesen.
Spielen den ganzen in der Sonne,
Jagen sich um die Regentonne,
Stoßen sich, kugeln sich in den Sand,
Linkerhand Klapps, Klapps rechterhand.
Ach, und sie können kein Höschen zerschleißen,
Ach, und sie können kein Hemdchen zerreißen,

höchstens, daß sie sich einmal zerkratzen,

Aber dafür sind es auch Katzen.


Umzug

Unter der Treppe liegen die Kätzchen,
Die süßen Dingerchen, Fell an Fell.
Aber es ist kein gutes Plätzchen,
Der Katzenmama ist es zu hell,
Ißt es zu offen. Jeder kommt gaffen
Und macht sich mit den Kleinen zu schaffen.
Sie hat sich wahrlich genug zu quälen
Und kann nicht zehnmal am Tage zählen:

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben –
Sind auch alle beisammen geblieben?
Da hat die Mama denn heute morgen
In alle Kammern und Kisten geschaut.
Ach, die leidigen Umzugssorgen,
Niemand ist davon erbaut.
Aber endlich, o miau!
Fand sich ein Stübchen, das paßte genau;
Ein Kinderstübchen, wie sichs gehört,
Wo nichts fremdes hinkommt und stört.
Katzenmama trägt auf der Stelle
Jedes Kätzchen am weichen Felle
Aus dem alten Nest ins neue Nest.
Sind alle geborgen, gibt’s ein Fest:
Die liebe Mama fängt eine Maus
Und feiert den Umzug mit einem Schmaus.
Natürlich allein; so ein Babymagen
Kann ja noch kein Fleisch vertragen.

Schule

Karo soll das Sitzen lernen,
Darf sich nicht vom Platz entfernen,
Einerlei, ob die Kätzchen ein Tänzchen
Tollen, immer rund um sein Schwänzchen.
Die frechen Dinger! Könnt er sie zausen!
Aber der Lehrer gibt keine Pausen:
Achtung! Hübsch! Will er mal sitzen
Und gelehrig die Ohren spitzen!

Ja, lieber Karo, da heißt es sich fügen,
lernen macht nicht immer Vergnügen,
Und manches lernt man, was grade nicht not,
Aber die Schule hat strenges Gebot.
Und schließlich, mit oder ohne Grund,
Du bist nachher ein gebildeter Hund,
Während die Kätzchen stets albern bleiben
Und sich die Zeit mit nichts vertreiben.


Geflügel

Man kann doch nicht immer dasselbe essen,
Wozu gibts denn all die Delikatessen?
Dacht Peter. Mal dies, mal das zum Schmaus,
Nicht immer nur Maus und nichts als Maus.

Peter, du hast recht. Aber können!
Es gibt immer Leute, die einem nichts gönnen.
Du möchtest gerne auf leisen Sohlen
Dir einen fetten Vogel holen.
Ein Sprung, und dein Leckermaul feiert ein Fest,
holt sich den Sperling warm aus dem Nest.

Aber auf einmal, Am Dachbodenfenster,
Klopf! Klopf! – sind es Gespenster?
Ein krummer Finger, eine Knochenhand,
Eine Nase, eine Brille, ein Haubenband.
Das hat dich erschreckt, was, Peter? Und husch,
Weg sind die Spatzen und leer ist der Busch,Leer das warme Nest im Baum,
Und der Sperlingsbraten war nur ein Traum.
Eine dumme Welt, wo die leckersten Sachen
Flügel haben. Was willst du jetzt machen?
Geh nur nach Haus
Und fang dir ne Maus.
Hausmannskost am besten nährt,
Ist leider nur auch nicht immer beschert.

Stelldichein

Peter heißt der Herr Vetter,
Und der ist viel, viel netter
Als der Hans von der Ecke.
Miezchen Schecke,
Peters Cousine,
Macht ihre allerfreundlichste Miene,
Sieht ja den Vetter von weitem kommen,
Aber ihr kleines Herz ist beklommen.
Ob er mich heute wird begleiten?
Oder wird er vorbeischreiten
Und tun, als kenne er mich nicht mehr?

Aber Miezchen, ich bitte sehr!
Der Peter ist ganz Ritterlichkeit,
Nur heute leider fehlts ihm an Zeit,
Aber morgen, Cousinchen Schecke,
Du weißt doch den Platz, die heimliche Ecke?
Da wird er auf dich warten und dann –
Miezchen, wer weiß, was noch werden kann.
 

Das dumme Kätzchen

Ists nicht zum Lachen?
Kätzchen will Fliegen fangen
Und weiß es nicht zu machen.

Immer summ und immer brumm
Dicht um Kätzchens Nas herum.
Wie es greift und wie es grapst,
Immer hats vorbeigehappst.

Immer summ und immer brumm!
Kätzchen springt um sich selbst herum.
Auf einmal sitzt es ganz still und guckt,
Nur das weiße Schwänzchen zuckt.
Warte nur Fliege! Jetzt muß es glücken.
Ein Luftsprung. Ätsch! Da liegst auf dem Rücken.

Immer summ und immer brumm
Dicht um Kätzchens Nas herum.
Liebes Kätzchen, nimms nicht krumm,
Aber du bist furchtbar dumm,
Summ, summ, summ,
Furchtbar dumm!

Katz und Spatz

Am warmen Ofen in guter Ruh,
Kätzchen, wer hat es so gut wie du?

Sieh, wie draußen die Flocken treiben,
Der Schnee sich häuft an den Fensterscheiben.

Und hörst du den kleinen Sperling nicht,
Wie er klagt, der arme Wicht?

Hätt gern sein warmes Stübchen, wie du,
Und sein täglich Futter dazu.

Piep, piep, laß mich ein,
Hier draußen friert es Stein und Bein.

Ach, wüßt er dich am Ofen liegen,
Würd er ein Häuschen weiter fliegen.

Der arme Schelm. Für Katz und Spatz
Ißt nicht an einem Ofen Platz.


Katzenmusik

Katzenmusik, wer hört sie wohl gerne,
… fauchend und blasend …;
Ist sie nicht ganz in der Ferne,
Macht sie uns rasend.

Aber was soll man schelten,
Jeder hat seine Stimme
Gute Musik ist selten,
Die andre ist die schlimme.

Die lieben Ohren freilich
Sind auch verschieden gebaut,
Dem einen klingt abscheulich,
Was andern süß die Seele traut.

Doch um nicht die Katzen zu kränken,
Sie sind es nicht allein,
Auch von Dichterbänken
Tönt manchmal ein seltsam Schrein.

Hier hat gar einer vermessen
Katzenmusik gemacht.
Man darf ihn schelten, indessen,
Besser ists, man lacht.


 
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